Das primäre Ziel der Rehabilitation ist die Verbesserung der funktionalen Gesundheit des Patienten oder der Patientin. Als mehrdimensionales Konstrukt wird die funktionale Gesundheit, im Sinne der
WHO, mit Hilfe der unterschiedlichen Domänen des
ICF Modells klassifiziert. Zu berücksichtigen ist hierbei zum einen, dass zwischen den einzelnen Domänen nicht zwangsläufig eine Kausalität besteht. Zum anderen kann der Fokus der Ergebnismessung in Abhängigkeit der jeweiligen Rehabilitationsphase nach Schlaganfall differieren. Dabei stehen in den Rehaphasen B und C vor allem die Funktionsorientierung im Vordergrund, in den Rehaphasen D und E die Teilhabeorientierung. Für die Ableitung des Therapieerfolges ist es daher essentiell alle Domänen zu berücksichtigen und methodisch geeignete Assessments im Klinikalltag einzusetzen. Empfehlungen zur Auswahl entsprechender Assessments geben die Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie (Diener & Weimar, 2012).
Vor diesem Hintergrund ergeben sich die zentralen und in der rehabilitativen Praxis relevanten Fragen
i) ob und in wie weit sich die einzelnen
ICF Bereiche der funktionalen Gesundheit im Verlauf der neurologischen Rehabilitation in gleichem Maße verändern,
ii) in wie weit diese Veränderung eine Funktion der Rehaphase ist und
iii) ob die entsprechenden Assessments gleichermaßen für die einzelnen Rehaphasen geeignet sind.
Diese Fragen sollen anhand der Auswertung routinemäßig eingesetzter Assessments im Verlauf der Rehabilitation nach Schlaganfall untersucht werden.
Verbesserungen der Schlaganfallpatienten und -patientinnen in den einzelnen
ICF Domänen variieren in Abhängigkeit der Rehaphase. Auch wenn die
ICF Domänen in Wechselwirkung zueinander stehen, müssen Verbesserungen in den „Körperfunktionen“ im Verlauf der medizinischen Rehabilitation nicht notwendiger Weise auch mit einer signifikanten und klinisch relevanten Verbesserung der
ICF Domäne „Aktivitäten und Teilhabe“ einhergehen. Auf der anderen Seite müssen bestimmte Funktionsverbesserungen nicht zwangsläufig für die Ausübung spezifischer Alltagsaktivitäten von Relevanz sein. Dies scheint gerade nicht nur in der Phase B sondern auch in der Phase D besonders stark ausgeprägt zu sein.
Die vorliegenden Daten sprechen für die Berücksichtigung der Phasenzugehörigkeit, um eine individuell abgestimmte Rehabeurteilung vornehmen zu können. In gleichem Zuge bleibt zu prüfen, in wie weit bestimmte Assessments über alle Rehaphasen hinweg eingesetzt werden können. Dies trifft
z. B. für den Barthel-Index mit den bekannten Boden- und Deckeneffekte zu, als auch für die Beurteilung relevanter Teilhabebereiche durch entsprechende Assessments zu einem bestimmten Zeitpunkt der Rehabilitation.